Presseinformation 04/2023
Flossenbürg, 13.04.2023
Vom 21. bis zum 23. April 2023 lädt die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung des KZ Flossenbürg Überlebende, Angehörige ehemaliger Häftlinge sowie eine interessierte Öffentlichkeit aus aller Welt nach Flossenbürg ein, um gemeinsam zu gedenken und zu diskutieren. Neben dem traditionellen Gedenkakt am Sonntag, 23. April 2023, schaffen wir ab Freitag, 21. April 2023, mit dem „Zelt der Begegnung“ erstmals einen Begegnungsraum, in dem sich vor allem Angehörige ehemaliger Häftlinge austauschen können, der aber auch Menschen offensteht, die mit der Geschichte des Ortes verbunden sind. Pressevertreter*innen sind bei allen Programmpunkten herzlich willkommen.
Der Gedenkakt am 23. April 2023 bildet ab 14.30 Uhr den feierlichen Höhenpunkt der mehrtägigen Veranstaltung. Neben etwa 600 Gästen werden als Redner der Bayerische Minister des Inneren, für Sport und Integration, Joachim Herrmann sowie der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, erwartet. Für die Überlebenden wird Dr. Leon Weintraub sprechen. Im Anschluss daran findet die Kranzniederlegung am „Platz der Nationen“ statt.
Den Auftakt bildet jedoch am 21. April 2023 ab 15.00 Uhr der Erfahrungsbericht von Youp Zwolschen. Der Niederländer ist in den letzten Jahren in verschiedenen Etappen den Verfolgungsweg seines Großvaters Antoon Bink, der im KZ Flossenbürg inhaftiert war, abgelaufen. Die letzte Etappe führt ihn von Chemnitz nach Flossenbürg, wo er bei seiner Ankunft der KZ-Gedenkstätte ein Objekt übergibt, das ihn auf seiner Reise begleitet hat. In einem feierlichen Akt übergibt Naomi Kramer, Präsidentin der Holocaust Education and Genocide Prevention Foundation, im Namen der Kleinmann Family Foundation den Nachlass des Flossenbürg-Überlebenden Peter Kleinmann. Kleinmann hatte nach der Befreiung eine Vielzahl an Originaldokumenten gesammelt.
Am Samstag, 22. April 2023, geben wir im „Zelt der Begegnung“ ab 10.00 Uhr Einblicke in aktuelle Projekte der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg sowie ihr nahestehende Initiativen und Einzelpersonen. Im Zentrum stehen vor allem Projekte aus den Bereichen Digitalität, Kunst, Begegnung und Familiengeschichten. Um 14.00 Uhr wird im „Tal des Todes“ eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Zeugen Jehovas, die im Lagerkomplex Flossenbürg inhaftiert waren, eingeweiht. Während der Zeremonie sprechen Wolfram Slupina, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Zeugen Jehovas in Deutschland, sowie Angehörige eines Überlebenden. Im Anschluss liest der Autor Christoph Wilker ab 15.30 Uhr aus seinem Buch „Und wieder war ich gerettet“. Wilker erzählt die Geschichte, wie Alex Ebstein mehrere Konzentrationslager überlebte, im Lager Zeugen Jehovas kennenlernte und sich diesen nach 1945 anschloss.
Das Konzentrationslager Flossenbürg wurde am 23. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit. Bei ihrer Ankunft fanden Angehörige der 90. US-Infanteriedivision der 3. US-Armee noch etwa 1.500 schwerkranke und geschwächte Häftlinge im Lager vor. Wenige Tage vor Ankunft der US-Amerikaner hatte die SS ungefähr 15.000 Häftlinge des Stammlagers Flossenbürg auf sogenannte Todesmärsche in Richtung Süden getrieben. Für diejenigen, die das Kriegsende erleben, ist der Moment der Befreiung mit unterschiedlichen Gefühlen verbunden. Während sich die einen freuen, die Verfolgung und die Haft in den Konzentrationslagern überlebt zu haben, sind andere aufgrund der katastrophalen Bedingungen in den Lagern so stark geschwächt, dass sie ihre Befreiung kaum realisieren können. Der Beginn eines neuen Lebens ist für keinen von ihnen leicht.