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Ausstellung „UN SICHTBAR. Der KZ-Komplex Flossenbürg heute. Fotografien von Rainer Viertlböck.“

Presseinformation 07/2020 Flossenbürg - 23.06.2020

Ausstellung „UN SICHTBAR. Der KZ-Komplex Flossenbürg heute. Fotografien von Rainer Viertlböck.“

Zwischen dem 26. Juni und dem 13. September 2020 zeigt die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt) die Ausstellung „UN SICHTBAR. Der KZ-Komplex Flossenbürg heute. Fotografien von Rainer Viertlböck.“

Seit Jahren setzt sich der renommierte Münchner Architekturfotograf Viertlböck in seinem Werk „Strukturen der Vernichtung“ europaweit intensiv und systematisch mit Orten der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager auseinander. Mit der Ausstellung begibt er sich auf Spurensuche nach den annähernd 80 Außenlagern des KZ Flossenbürg.

Auch wenn sich an den Orten in Bayern, Böhmen und Sachsen heute noch Überreste der damaligen Lagerstrukturen identifizieren lassen, sind sie meist nicht mehr als Teil der Zwangsarbeits- und Vernichtungsmaschinerie im öffentlichen Bewusstsein präsent. Aufgrund von Nachnutzung, Überformung und Verdrängung sind die ehemaligen Lagerorte aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden. Als Teil des nationalsozialistischen Terrorapparates sind sie heute unsichtbar. Die Ausstellung macht diese Orte kenntlich und dokumentiert die Präsenz des damaligen Systems der Konzentrations- und Außenlager im Alltag. Das Spektrum reicht von weiterhin genutzten Fabrikgeländen und Betrieben bis hin zu Verwaltungsbauten und Schlössern oder auch Überbauungen mit Parkhäusern, Wohngebäuden und Supermärkten. Die Fotografien dokumentieren eindrucksvoll die heutigen Orte mit ihren jetzigen Nutzungen und geben so ein aktuelles Bild vom Umgang mit der Vergangenheit.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotografien anderer nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Durch die Kombination entsteht ein Bewusstsein für die Omnipräsenz des Lagersystems und die weit verzweigten Strukturen der Verfolgung und Vernichtung. Die Ausstellung tritt gleichzeitig in einen Dialog mit dem historischen Ort des Verwaltungsgebäudes der DESt. Das Bauwerk steht exemplarisch für die offenen Fragen zum jetzigen und künftigen Umgang mit den Orten von Zwangsarbeit und Vernichtung.

„Zu Beginn der Zusammenarbeit mit Rainer Viertlböck war es unsere Hoffnung, dass diese Ausstellung eine eigene Dynamik entwickelt. Die vielen positiven Reaktionen zeigen uns, dass wir mit unserem Konzept einen Nerv getroffen haben. Das Thema der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Lagern, Terror und Erinnerung ist ein sehr aktuelles.“, Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

Aufgrund der großen Nachfrage zeigt die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die Fotografien Viertlböcks nach 2019 erneut an historischer Stelle: im ehemaligen Verwaltungsgebäude des SS-Granitbetriebs. Vor einem Jahr trug die Schau noch den Titel „Strukturen der Vernichtung. Die Außenlager des KZ Flossenbürg heute. Fotografien von Rainer Viertelböck.“ Seit letztem Jahr hat sich das Œuvre des Künstlers jedoch erweitert, so dass die jetzt in Flossenbürg präsentierten Arbeiten unter dem Titel „UN SICHTBAR“ gezeigt werden. Unter diesem Titel wird die Ausstellung ab 2021 schließlich auch an ausgewählten Orten in Sachsen und der Tschechischen Republik zu sehen sein.

Die Ausstellung ist täglich geöffnet:

Montag bis Freitag 13.00 – 17.00 Uhr

Wochenende und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr

Ehemaliges Verwaltungsgebäude der Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt), Wurmsteinweg 7, 92696 Flossenbürg


DER FOTOGRAF

RAINER VIERTLBÖCK widmet seine Arbeit zu gleichen Teilen den Licht- und Schattenseiten der globalisierten Welt und fotografiert Architektur, Stadträume und Landschaft. Seine Fotoserien behandeln Themen, wie die Bunkeranlagen des Atlantik Walls, stillgelegte Industriebrachen, Behausungen von Flüchtlingen in Südspanien und die Konzentrations- und Vernichtungslager des NS-Regimes. Im Kontrast dazu fotografiert Rainer Viertlböck Architekturen, wie das Lebenswerk des deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn oder Stadtportraits wie “Der Neue Blick auf München” und „Roma“. Sein Werk wurde vielfach in Einzelausstellungen, mit Preisen, Büchern und Publikationen gewürdigt.

DAS AUSSTELLUNGSGEBÄUDE

Die Ausstellung „Strukturen der Vernichtung“ findet im 1940 errichteten Verwaltungsbau des SS-eigenen Betriebs „Deutsche Erd- und Steinwerke (DESt)“ statt. Das Gebäude gehörte zur Verwaltung des SS-Wirtschaftsbetriebes, welcher die ausbeuterische und mörderische Zwangsarbeit im Steinbruch des Konzentrationslagers organsierte. Die Raumstruktur ist fast vollständig erhalten und spiegelt die Funktion als Schnittstelle zwischen SS-Wirtschaftsbetrieben, SS-Angehörigen und zivilen Angestellten in den Deutschen Erd- und Steinwerken wider. Das Gebäude, das zwischen dem Steinbruchgelände und dem früheren Konzentrationslagerareal liegt, wurde nach 1945 viele Jahrzehnte als Wohn- und Verwaltungsgebäude sowie gastronomischer Betrieb und Kino nachgenutzt. Seit Mitte der 1990er Jahre steht das Bauwerk leer. Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten/KZ-Gedenkstätte Flossenbürg plant, das Gebäude in naher Zukunft vom Freistaat Bayern zu übernehmen. Es soll künftig als Ausstellungs-, Projekt- und Forschungsraum zur Verfügung stehen.