geboren am 26. Dezember 1923
Roger Caillé nach seiner Rückkehr in die Heimat, 1945/1946 (Privatbesitz)
Der 19-jährige Bäcker Roger Caillé schließt sich 1943 dem Widerstand im Département Tarn (westliches Zentralmassiv) an. Im März 1944 verabredet er sich mit anderen Partisanen, um auf einem Bauernhof Rinder zu schlachten und so die Verpfl egung sicher zu stellen. Dabei werden sie von der Gestapo überrascht und verhaftet.
Mit 1.700 anderen Gefangenen wird Roger Caillé am 27. April 1944 aus dem Polizeihaftlager Compiègne nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Kurze Zeit danach transportiert ihn die SS weiter über das KZ Buchenwald in das Quarantänelager in Flossenbürg. Von dort wird er ins Außenlager Hersbruck überstellt. Er ist katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt und muss körperliche Schwerstarbeit beim Bau einer Stollenanlage leisten. Im März 1945 ist er mit seinen Kräften am Ende. Um als arbeitsunfähig eingestuft zu werden, legt er einen Finger unter die Räder eines Förderwagens. Der Finger wird ohne Narkose amputiert. Im Schonungsblock infiziert sich Roger Caillé mit Typhus. Mitte April 1945 wird er mit anderen Schwerkranken in einem Güterzug nach Dachau transportiert.
Roger Caillé (rechts) mit einem Freund, 1943 (Privatbesitz)
Nach seiner Befreiung stellen amerikanische Militärärzte fest, daß er darüber hinaus an einer Rippenfellentzündung und Ruhr erkrankt ist. Erst 1946 kann er in seinen Beruf zurückkehren. 1952 heiratet er und wird Vater von fünf Kindern. 30 Jahre nach der Befreiung kehrt er zum ersten Mal an die Orte seiner Leidenszeit zurück. Seitdem besucht er dort regelmäßig die Gedenkfeiern. Damit nichts in Vergessenheit gerät. Und, wie er sagt, damit Freundschaft entstehen kann.
Roger Caillé als Fahnenträger des französischen Häftlingsverbandes „Association des Déportés et Familles des Disparus du Camp de Concentration de Flossenbürg et Commandos“ beim Gedenkakt in Flossenbürg, 2004 (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)