geboren am 1. November 1922
Ljubow Jakowlewna Karpowitsch, 1946 (Privatbesitz)
Bei Kriegsbeginn lebt Ljubow Jakowlewna Karpowitsch mit ihrer Mutter und ihren vier Geschwistern in der Nähe von Babrujsk in Weißrussland. Ihr Vater wird 1938 als angeblicher Staatsfeind erschossen. Weil eines der Kinder krank ist, kann die Familie nicht vor den deutschen Besatzern fliehen. Ljubow Karpowitsch absolviert eine Ausbildung zur Volksschullehrerin. Während des Krieges arbeitet sie jedoch als Putzfrau in einer Apotheke und versorgt mit Hilfe ihrer Schwester Partisanen mit Medikamenten.
Ljubow Jakowlewna Karpowitsch (rechts) mit ihren Eltern und Schwestern, 1931 (Privatbesitz)
1943 wird ihre Schwester verhaftet, ein Jahr später auch Ljubow Karpowitsch. Die SS deportiert sie über das Gefängnis in Babrujsk und ein Lager in Minsk in das KZ Auschwitz-Birkenau. Dort kommt sie im Juni 1944 an. Der Transport wird irrtümlich in die Gaskammer geführt. Doch die Deutschen bemerken den Fehler und treiben die Frauen wieder heraus. Als Arbeiterinnen gesucht werden, müssen die Frauen ihre Hände vorzeigen und die Zähne begutachten lassen. 500 Frauen werden daraufhin nach Mittweida in ein Außenlager des KZ Flossenbürg geschickt. Dort sind sie in einem Fabrikgebäude untergebracht und arbeiten für die Lorenz AG, einen Zulieferbetrieb des Flugzeugherstellers Messerschmitt. Mitte April 1945 wird das Lager evakuiert. Zunächst müssen die Frauen zu Fuß Richtung Böhmen laufen. Nach zwei Tagen werden sie in Viehwaggons gepfercht und über Prag nach Süden transportiert. Erst am 8. Mai befreien amerikanische Truppen im südböhmischen Kaplice die Häftlinge aus dem Zug.
Ljubow Jakowlewna Karpowitsch (rechts) mit Kolleginnen und Bekannten, Ungarn 1945 (Privatbesitz)
Ehe Ljubow Karpowitsch im Oktober 1945 in die Heimat zurückkehrt, arbeitet sie ein halbes Jahr lang in einem Armeekrankenhaus in Ungarn.
Ljubow Jakowlewna Karpowitsch mit ihrem Ehemann, 1948 (Privatbesitz)
Nach der Rückkehr aus der Haft wird Ljubow Karpowitsch die Berufsausübung zunächst verwehrt. Wegen der Verschleppung nach Deutschland unterstellen ihr die Kommunisten Kollaboration mit dem „Klassenfeind“. Erst nach einigen Jahren kann sie in Minsk wieder als Lehrerin arbeiten. Kinder bekommt sie nie. Schuld ist die KZ-Haft. „Ich ließ mich behandeln, aber es half nichts.“ Sie stirbt im Dezember 2006.
Ljubow Jakowlewna Karpowitsch mit Schülern, Minsk 1989 (Privatbesitz)
Ljubow Jakowlewna Karpowitsch, 2000 (Privatbesitz)