geboren am 12. April 1894
Leo Hirschberg, um 1932 (Privatbesitz)
Leo Hirschberg wird 1894 im ostböhmischen Zuckmantel (heute: Zlaté Hory) geboren, das zu dieser Zeit zu Österreich-Ungarn gehört. Er erlernt den Beruf des Maschinenwärters. Während des Ersten Weltkriegs ist er Soldat in der österreichischen Armee. Nach dem Krieg heiratet Leo Hirschberg und wird Vater eines Sohnes und einer Tochter. Seine Frau stirbt früh, 1932 heiratet er ein zweites Mal.
Leo Hirschberg als Soldat der österreichischen Armee, 1915 (Privatbesitz)
Als engagiertes Gewerkschaftsmitglied ist er maßgeblich an der Vorbereitung großer Gewerkschaftstreffen in Aussig (Ústí nad Labem) beteiligt. Der Sozialdemokrat tritt gegen die Forderungen der Sudetendeutschen Partei ein, die das Sudetenland von der Tschechoslowakei abspalten will. Nach dem Einmarsch der Deutschen verhaftet die Gestapo Leo Hirschberg und erlässt im Juli 1939 einen Schutzhaftbefehl gegen ihn. Vom Gefängnis Aussig kommt er einen Monat später in das KZ Dachau. Als die SS das Lager nach Kriegsbeginn vorübergehend räumt, wird Leo Hirschberg für ein halbes Jahr nach Flossenbürg verlegt. Im Steinbruch müssen die Häftlinge unter mörderischen Bedingungen arbeiten. Sie leiden sehr unter der extremen Kälte. Im Juli 1941 wird Leo Hirschberg aus Dachau entlassen und kehrt, mittlerweile schwer lungenkrank, nach Aussig zurück. Er darf sich nicht politisch betätigen und muss sich wöchentlich bei der Gestapo melden.
Schutzhaftbefehl gegen Leo Hirschberg, 10. Juli 1939 (Privatbesitz)
Während Leo Hirschberg im Gestapo-Gefängnis Aussig sitzt, erlässt das Reichssicherheitshauptamt gegen ihn einen Schutzhaftbefehl.
Brief von Leo Hirschberg aus dem Konzentrationslager Flossenbürg an seine Frau Gretl, 10.12.1939 (Privatbesitz)
Zwei Mal im Monat darf Leo Hirschberg Post empfangen und Briefe schreiben. Sie unterliegen der Zensur.
Nach Kriegsende werden alle Deutschen gezwungen, die Tschechoslowakei verlassen. Auch Familie Hirschberg bleibt von der Vertreibung nicht verschont. Doch als anerkannter Gegner der Nationalsozialisten darf Leo Hirschberg zumindest Möbel und Hausrat mitnehmen. Über ein Durchgangslager bei Frankfurt am Main kommt die Familie im Januar 1947 nach Wasserburg am Inn. Dort lebt er gemeinsam mit seiner zweiten Frau und den beiden Söhnen aus dieser Ehe.
Leo Hirschbergs Tochter Luzie aus erster Ehe heiratet ausgerechnet einen Steinmetz aus Flossenbürg. Leo Hirschberg kann es nicht ertragen, dass das Paar ab 1945 sogar in einem Gebäude im ehemaligen KZ-Steinbruch wohnt. Er bricht den Kontakt zu seiner Tochter ab. Trotz seiner körperlichen Schwäche engagiert sich Leo Hirschberg für die Spruchkammer in Moosburg. Er stirbt am 18. Dezember 1952.
Leo Hirschberg mit Tochter Luzie und Nichte Emmi auf einem Ausflug bei Aussig, 1942 (Privatbesitz)
Leo Hirschberg (rechts) mit Verwandten vor dem zerbombten Haus der Familie, kurz nach dem Luftangriff auf Aussig am 19. April 1945 (Privatbesitz)