geboren am 24. August 1928
Józef Tacikowski, Mai 1943 (Privatbesitz)
Die Familie Tacikowski lebt in Włochy, einem Ort bei Warschau. Józef und der drei Jahre ältere Bruder Władysław werden während des Warschauer Aufstandes deportiert. Am 22. Oktober 1944 kommen sie im Konzentrationslager Flossenbürg an. Władysław erhält die Häftlingsnummer 31862, Józef die 31863. Doch die Brüder werden getrennt. Józef bleibt in Flossenbürg, Władysław wird in das Außenlager Hersbruck geschickt. Er stirbt dort am 2. Dezember 1944.
Józef Tacikowski erfährt nichts vom Tod seines Bruders. Der Gedanke, Władysław wiederzusehen, hält seinen Überlebenswillen aufrecht. Anfang 1945 verletzt er sich im Steinbruch am linken Fuß und zieht sich eine eitrige Entzündung zu. SS-Ärzte amputieren im Krankenrevier das Bein des 16-Jährigen. Bei einer rechtzeitigen Behandlung wäre die Operation nicht nötig gewesen. »Mein Leben war zerstört«, sagt Józef Tacikowski Jahrzehnte später.
Zweisprachiges Abschlusszeugnis von Józef Tacikowski, 1943 (Privatbesitz)
Offizielle Dokumente werden in der Sprache der Besatzer ausgestellt. Dies ist Teil der von den Deutschen vorangetriebenen »Germanisierungspolitik«. Diese reicht von der Einführung der deutschen Amtssprache bis hin zur Schaffung deutscher Siedlungsgebiete durch die Umsiedlung und Ermordung großer Teile der polnischen Bevölkerung.
Nach der Befreiung kümmert sich die US-Armee um ihn. Er wird erneut operiert und bekommt eine Prothese. Józef Tacikowski zieht nach Regensburg, besucht dort ein polnisches Gymnasium und kehrt Ende November 1946 nach Polen zurück. Er studiert Chemie und arbeitet bis zu seiner Pensionierung in der Kunststoffverarbeitung.
Władysław Tacikowski, 1938 (Privatbesitz)