geboren am 8. Oktober 1925
Jakob Haiblum, Eggenfelden 1946 (Privatbesitz)
Zusammen mit seinen Eltern und sechs Geschwistern lebt Jakob Haiblum in seiner Geburtsstadt Starachowice (Polen). Bis zum Überfall der Deutschen auf Polen geht er dort zur Schule.
Mit Kriegsbeginn muss die jüdische Familie in das Ghetto von Starachowice ziehen. Vier Jahre lang leistet Jakob an den Öfen einer Munitionsfabrik Zwangsarbeit. Im Juni 1944 wird er gemeinsam mit einem seiner Brüder in das KZ Auschwitz deportiert und muss bei der IG Farben arbeiten. Ende 1944 evakuiert die SS das Lager. Die Häftlinge werden zunächst zu Fuß durch Eis und Schnee Richtung Westen getrieben. Nach tagelanger Fahrt in offenen Waggons über die Konzentrationslager Buchenwald und Sachsenhausen trifft Jakob Haiblum Anfang Februar in Flossenbürg ein. Von dort aus wird er nach zehn Tagen in das Außenlager Saal an der Donau verlegt. Hier sind nicht genügend Baracken vorhanden. Der 19-Jährige ist gezwungen in einer offenen Erdhöhle zu hausen. Die dünne verlauste Decke bietet keinen Schutz gegen die Kälte. Zusätzlich prägen Hunger und Misshandlungen den Alltag. Am 20. April wird der Befehl zur Evakuierung gegeben. Jakob Haiblum muss erneut zu Fuß auf einen Todesmarsch – dieses Mal mit Ziel Dachau. Dort kommt er am 24. April an und erlebt fünf Tage später die Befreiung durch die US-Armee.
Durch Zufall entdeckt Jakob Haiblum den Namen seines Bruders auf einer aushängenden Liste. So findet er ihn im niederbayerischen Eggenfelden. Die beiden sind die einzigen Überlebenden der Familie. „Ich hatte Onkel, Tanten, Brüder, Schwestern – alle weg.“ Bis 1949 bleibt Jakob Haiblum in Eggenfelden und arbeitet dort als Tischler. Anschließend folgt er seinem Bruder nach Israel. 1953 heiratet er und gründet eine Familie.
Jakob Haiblum (vorne links) mit amerikanischen Soldaten in Eggenfelden, August 1946 (Privatbesitz)
Jakob Haiblum (rechts) mit seiner Frau Hinda und den Söhnen Chaim und Josef auf einer Familienfeier, Tel Aviv 1970 (Privatbesitz)
Jakob Haiblum mit seinem Sohn Chaim beim Denkmal für die KZ-Opfer, Saal 1997 (Privatbesitz)
Jakob Haiblum legt Blumen am Ort des ehemaligen Außenlagers Saal nieder, 1997 (Privatbesitz)
An dieser Stelle wurden verstorbene Häftlinge des KZ-Außenlagers Saal verbrannt. Mehr als ein Drittel der über 700 Häftlinge überlebte das Außenlager nicht.