geboren am 11. April 1915
Ernst Reiter nach der Befreiung, Mai 1945 (Geschichtsarchiv der Zeugen Jehovas, Selters)
Ernst Reiter aus Graz verliert mit elf Jahren seine Eltern. Er wächst bei seiner Tante auf, die ihn mit den Zeugen Jehovas in Berührung bringt. 1933 kann er seine Einberufung zur Armee umgehen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 verweigert Ernst Reiter den Wehrdienst. Deswegen nimmt ihn die Gestapo im September fest. Nach sechs Monaten Haft wird er auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz überstellt. Wegen erneuter Verweigerung verurteilt ihn das Kriegsgericht Regensburg zu achtzehn Monaten Gefängnis.
Ernst Reiter (vorne rechts) im Grazer Mandolinenorchester »Mandolinata«, um 1930 (Geschichtsarchiv der Zeugen Jehovas, Selters)
Nach Verbüßung seiner Haftstrafe wird Ernst Reiter nicht entlassen, sondern Ende November 1940 ins KZ Flossenbürg gebracht. Dort muss er zunächst als Steinmetz arbeiten, später in der Schreibstube. Da er sich wie die anderen Zeugen Jehovas im Lager nicht von seinem Glauben lossagt, ordnet die SS für die gesamte Gruppe Prügelstrafe an. SS-Männer misshandeln Ernst Reiter während seiner Haft mehrfach schwer. Gemeinsam mit den anderen Häftlingen treiben sie ihn auf einen Todesmarsch in Richtung Süden. Am 23. April 1945 wird er bei Cham befreit.
Ernst Reiter kehrt nach Graz zurück. Er arbeitet als Handelsvertreter und gründet eine Familie. Am 25. April 2006 stirbt er im Alter von 91 Jahren.