10. Februar 1908 – 23. Januar 1945
Bezalel Elpern, Litauen 1929 (Privatbesitz)
Bezalel Elpern wächst als Kind eines Maurermeisters im litauischen Alytus auf. In den 1920er Jahren zieht die jüdische Familie nach Kaunas, zu dieser Zeit die Hauptstadt Litauens. Die Kinder sollen die Chance auf höhere Bildung haben. Bezalel ist ein guter Schüler, absolviert das Gymnasium und beginnt ein Medizinstudium. Weil er kein Blut sehen kann, wechselt er das Fach und studiert Bauingenieurwesen.
Klassenfoto von Bezalel Elpern als Schüler im Jüdischen Realgymnasium in Kaunas, 1924 (Privatbesitz)
Bezalel Elpern (Zweiter von links) mit seiner Familie, Kaunas 1935 (Privatbesitz)
Niemand überlebt den Holocaust. Bezalels Vater Shalom Zalman Elpern (links) wird 1941 während der Unruhen kurz vor der deutschen Besatzung von Litauern ermordet. Die Mutter Slava stirbt im Konzentrationslager Stutthof, Bezalels Schwester Chava kommt 1941 ums Leben, als sie versucht nach Russland zu flüchten.
Nach Abschluss des Studiums emigriert er um 1935 nach Palästina. Hier begegnet er Hadassa Pilitowski, ebenfalls eine Emigrantin aus Litauen. Die beiden heiraten und bekommen im Jahr 1936 eine Tochter. Wegen der angespannten politischen Lage in Palästina und weil Bezalel Elpern keine Arbeit findet, geht die junge Familie 1938 nach Litauen zurück. Bezalel und Hadassa Elpern wollen wieder nach Palästina ziehen, sobald sich die finanzielle Situation verbessert. Doch als der Krieg ausbricht, sind alle Pläne zerstört. 1940 annektiert die Sowjetunion Litauen, alle Grenzen werden geschlossen. Im Juli 1941 erobern die Deutschen das Land, Litauen gehört nun zum Reichskommissariat Ostland. Kurz darauf werden Bezalel Elpern, seine Mutter, seine Frau und seine Tochter ins Ghetto Kaunas gebracht.
Bezalel Elpern (vorne, Erster von links) mit seiner schwangeren Frau Hadassa (oben rechts) und Freunden, Tel Aviv 1936 (Privatbesitz)
Bezalel Elpern und seine Frau Hadassa (rechts) mit Tochter Ruth und der Familie von Hadassa, Palästina, um 1937 (Privatbesitz)
Als das Ghetto im Juli 1944 aufgelöst wird, gelingt es Hadassa und Bezalel Elpern ihre Tochter außer Gefahr zu bringen. Eine litauische Familie versteckt die knapp achtjährige Ruth. Bezalel Elpern wird ins KZ Dachau deportiert. Vom Dauchauer Außenlager Kaufering transportieren ihn die Nationalsozialisten nach Leitmeritz in eines der größten und brutalsten Außenlager Flossenbürgs. Bezalel Elpern stirbt dort im Januar 1945 im Alter von 36 Jahren. Seine Frau und seine Mutter werden im KZ Stutthof ermordet. Die Tochter Ruth ist die einzige der Familie, die den Holocaust überlebt. Sie geht nach Israel. Erst im Jahr 2004 gelingt es ihr, den genauen Todestag und Todesort ihres Vaters herauszufinden. Bis heute ist sie auf der Suche nach jener litauischen Familie, die ihr einst das Leben rettete.