geboren am 10. April 1919
Andrij Juschtschenko, 1948 (Privatbesitz)
Wenige Tage nach dem Überfall auf die Sowjetunion gerät Andrij Andrijowytsch Juschtschenko in deutsche Gefangenschaft. Der Oberleutnant stammt aus Chorushiwka in der Ukraine. Wie Hunderttausende wird er von der Front ins deutsche Hinterland transportiert. Sein Weg führt durch viele Lager und Arbeitskommandos: Mühlberg a. d. Elbe, Wolfen, Nürnberg, schließlich Lamsdorf in Oberschlesien. Im Februar 1944 »entlässt« ihn die Wehrmacht wegen politischer Betätigung aus der Kriegsgefangenschaft und überstellt ihn ins KZ Auschwitz-Birkenau.
Als das Lager aufgelöst wird, kommt er im Herbst 1944 in einen Transport nach Flossenbürg. Es gelingt ihm, aus dem Zug zu fliehen, er wird aber wieder aufgegriffen und in das Konzentrationslager gebracht. Andrij Juschtschenko überlebt die letzten Kriegsmonate unter den katastrophalen Bedingungen des vollkommen überfüllten Lagers. Bei der Räumung des KZ Flossenbürg versteckt er sich unter dem Bretterboden einer Baracke. So entkommt er den Todesmärschen.
Grüne Karteikarte der Wehrmachtauskunftstelle, 1943 (Zentralarchiv des russischen Verteidigungsministeriums, Podolsk)
Das Kriegsgefangenenlager Wolfen meldet Andrij Juschtschenkos Verlegung nach Nürnberg.
Nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion steht er, wie viele andere Heimkehrer, unter dem Generalverdacht der Kollaboration. Erst nach einem Verhör durch den sowjetischen Sicherheitsdienst kann er zu seiner Familie zurückkehren. Er stirbt 1992. Sein Sohn Wiktor wird 2005 Staatspräsident der Ukraine.
Widmung Wiktor Juschtschenkos, 2006 (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)
Der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, wo mein Vater Leid erlebte und seine Freiheit wiedererlangte. Wiktor Juschtschenko, den 9. September 2006